Lange wurde die Klangschalenmassage der Esoterik zugeordnet. Und auch jetzt noch, wenn ich davon erzähle, dass ich mit Klangschalen arbeite, erhalte ich manchmal Reaktionen wie „Mit solch esoterischem Kram kann ich nichts anfangen“. Dabei wird Klangschalenmassage mittlerweile zunehmend in den Bereichen Heilwesen, Beratung und Pädagogik als wertvolle und effektive Methode genutzt. Immer mehr Fachkräfte, vor allem auch aus therapeutischen Berufsfeldern, begeistern sich für die ganzheitliche Entspannungsmethode, die vor über 30 Jahren von Peter Hess entwickelt wurde. Denn die entspannende und stressreduzierende Wirkung der harmonischen Klänge und sanften Klangvibrationen können herkömmliche therapeutische bzw. medizinische Behandlungen hervorragend ergänzen und / oder begleiten.
Im Gegensatz zu übenden Verfahren, wie z.B. Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training, ist die Klangmassage eine passive Methode. Einfach genießen dürfen, nichts tun müssen, Zuwendung bekommen – eine Erfahrung, die für viele Menschen an sich schon wohltuend ist.
Der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther beschäftigt sich mit der Frage, welche Wirkung der Einsatz von Musik auf den menschlichen Organismus hat, und kommt zu dem Schluss, dass Musik bei den meisten Patienten die emotionalen Zentren positiv stimuliert. Zudem mindert angenehm empfundene Musik die Aktivierung zentralnervöser Strukturen, welche unangenehme Emotionen wie zum Beispiel Angst signalisieren. Diese Wirkungen können auf den Klang an sich, als wesentlichen Aspekt von Musik, übertragen werden. Vielleicht sind sie sogar noch stärker als bei Musik, denn die Klänge der Klangschalen berühren Menschen auf einer tiefen Ebene. In ihrer Einfachheit liegt eine besondere Qualität, die jenseits einer Wertung von musikalisch oder unmusikalisch liegt. Sie ermöglicht eine Reduktion auf das Wesentliche, entzieht sich dem analysierenden Geist und führt in einen inneren Raum wohltuender Stille.
Hinzu kommen die sanften Vibrationen der klingenden und damit schwingenden Klangschalen, die sich auf den Körper übertragen. Nach und nach breiten sie sich über das Gewebe, die Organe, Knochen, Körperflüssigkeit und Körperhohlräume aus. Die Gedanken kommen zur Ruhe, muskuläre Verspannungen lösen sich, Gefühle von Vertrauen, Sicherheit und Angenommen-Sein entstehen – Regeneration auf allen Ebenen kann geschehen.
Bereits 2011 wurden im AWO Fachkrankenhaus Jerichow 14 Mitarbeiter zum Klangtherapeuten ausgebildet. Seitdem wird die Klangmassage als sanfte und sehr wirksame Entspannungsmethode in verschiedenen Abteilungen des Fachkrankenhauses integriert. Viele der Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin, Neurologie und Spezielle Schmerztherapie sind stark angespannt, fühlen sich unter Druck und können auch ihren Körper oft kaum noch wahrnehmen. Daher bietet die rasche und tiefe Entspannung, die auf vergleichsweise einfache Weise bei einer Klangbehandlung eintritt, eine ideale Basis, die therapievorbereitend oder -begleitend genutzt werden kann.
Quelle:
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Fachzeitschrift des Europäischen Fachverbandes Klang-Massage-Therapie e.V.,
Heft 10/2015 - Artikel in der Volksstimme vom 12.11.2011